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(english below)
Liebe Musikfreunde und -freundinnen!
Ein Piano hat 88 Tasten. Und so wird am 29. März, dem 88. Tag des Jahres, weltweit der PIANO DAY gefeiert.
Vor 10 Jahren iniziiert vom deutschen Pianisten & Elektromusiker Nils Frahm, ist dieser Tag inzwischen eine feste Institution. Überall auf der Welt machen Pianisten und Pianistinnen besondere Veranstaltungen, um diesem wunderbaren Instrument zu huldigen.
Dem konnte und wollte auch ich mich nicht entziehen.
Deswegen nutze ich diesen Tag um eine ganz besondere Idee in die Tat umzusetzten, die mich schon eine Weile umtreibt und auf die mich mein Freund und Kollege, der Videokünstler Gene Aichner gebracht hat.
Wir hatten über audiophile Ereignisse, die spezielle Magie des Moments und die neue Faszination für "alte" Medien gesprochen, als er fragte, warum ich nicht einmal einen "direct cut" mache.
Ein solcher direct cut – Direktschnitt – ist sowas wie das letzte Abenteuer in der Tonstudiowelt. War es früher die einzige Möglichkeit, überhaupt etwas aufzunehmen, ist es heute eher unüblich daß man ohne Netz und doppelten Boden eine Aufnahme macht, die direkt auf eine Vinylscheibe geritzt wird.
Es kann nichts korrigiert, nichts nachgemischt oder angeglichen, geschwiege denn ausgetauscht werden.
Das ist riskant und nicht beliebig wiederholbar, weil man sonst Unmengen von Vinylfolien verbraucht. Trotzdem birgt es einen unglaublichen Reiz – nicht nur weil man wirklich verlustfrei alles direkt auf's Medium bringt, keine Digitalisierung, nicht mal eine Verfremdung durch eine Bandmaschine.
Auch die besondere Spannung des Moments, ähnlich wie bei einem Live-Konzert, spielt eine Rolle und ich habe unheimlich Lust, das einmal auszuprobieren.
Dazu werde ich zwei Stücke aufnehmen. Eines davon hatte letztes Jahr schon eine Live-Premiere (ELEKTRA), das zweite ist komplett neu und erfährt eine Erstaufführung. Beide werde ich an einem realtiv neuen Setup rund um mein RHODES-PIANO spielen.
Aber der Herausforderung noch nicht genug. Anlässlich des INTERNATIONAL PIANO DAY möchte ich den ganzen Prozess, auch mit entsprechendem Vorlauf, technischen Vorbereitungen, etc., als Live-Stream über meinen YouTube-Kanal sowie über Instagram übertragen. Auch das ist nicht ganz einfach, aber ich habe ein großartiges Team gefunden für dieses kleine Herzensprojekt, und ich bin sicher, wir kriegen das hin.
Wenn ihr dabei sein wollt, dann schaut am 29. März im Lauf des Vormittags oder auch schon einen Tag davor mal entweder auf meinen YouTube-Kanal oder auf meinen Instagram-Account, dort erfahrt ihr dann alles Weitere, Uhrzeit, etc. ...
https://www.instagram.com/martinkaelberer/
Das Ereignis, das live aus dem Organic Sound Studio in Obing übertragen wird, kommt dann in allernächster Zeit als 12'' Vinylscheibe heraus und erscheint bei JAZZHAUS RECORDS!
Auf zum letzten Abenteuer!
Euer Martin
Team:
Thorsten Scheffner – Sound Engineer & Vinyl Cut
Julius Drescher – Sound Engineer
Robin von Mendel – Video Operator
Fabian Mannberger – Live Broadcast
Michael Proaetorius – Coordination & Support
Michael Musiol – Collaboration Partner at Jazzhaus Records
Dear music lovers!
A piano has 88 keys. And so on March 29, the 88th day of the year, PIANO DAY is celebrated worldwide.
Initiated 10 years ago by German pianist and electronic musician Nils Frahm, this day has since become a permanent institution. Pianists all over the world hold special events to pay homage to this wonderful instrument.
I couldn't and didn't want to escape this either.
That's why I'm using this day to realize a very special idea that has been on my mind for a while and which my friend and colleague, the video artist Gene Aichner, gave me.
We had been talking about audiophile events, the special magic of the moment and the new fascination with “old” media when he asked why I didn't do a “direct cut”.
A direct cut is like the last adventure in the audio studio world. Whereas in the past it was the only way to record anything at all, today it is rather unusual to make a recording that is scratched directly onto a vinyl record without a 2nd change.
Nothing can be corrected, nothing can be remixed or adjusted or exchanged.
This is risky and cannot be repeated at will, because otherwise you would use up vast amounts of vinyl. Nevertheless, it has an unbelievable appeal - not only because you can really put everything directly onto the medium without any loss, no digitization, not even any artefacts by a tape machine.
The special tension of the moment, similar to a live concert, also plays a role and I really want to try it out.
I will be recording two pieces for this. One of them already had a live premiere last year (ELEKTRA), the second is completely new and will have its premiere. I will be playing both on a relatively new setup centred around my RHODES-PIANO.
(see video above)
But the challenge is not enough. On the occasion of INTERNATIONAL PIANO DAY, I would like to broadcast the whole process, including the hours before, technical preparations, etc., as a live stream via my YouTube channel and Instagram. That's not easy either, but I've found a great team for this little project close to my heart and I'm sure we'll manage it.
If you want to be part of it, check out either my YouTube channel or my Instagram account during the morning on March 29 or the day before, where you can find out everything else, time, etc. ...
https://www.instagram.com/martinkaelberer/
The event, which will be broadcast live from the Organic Sound Studio in Obing, will be released as a 12'' vinyl record by JAZZHAUS RECORDS in the very near future!
On to the last adventure!
Martin
foto:filip glanzmann @derkonzertfotograph
Willkommen im neuen Jahr 2025!
Es beginnt, wie das alte aufgehört hat – mit beunruhigenden, teils bestürzenden Nachrichten. Die Mächtigen der Welt scheinen sich mehr und mehr zu oligarchischen und post-feudalen Grüppchen zusammenzufinden, die sich nehmen was sie wollen und dabei auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen, vereint in dem Glauben an die eigene Unantastbarkeit. Während unsere Gattung (und mit uns unzählbare andere) als Ganzes in einer Weise bedroht ist, wie sie es in ihrer gesamten Geschichte nicht war, glaubt ein Häuflein Größenwahnsinniger die Gunst der Stunde nutzen zu können, um sich persönlich zu bereichern und sich an Macht und scheinbarer Bedeutung zu berauschen.
Die etwas weniger Mächtigen, z.B. die bei uns um die Macht ringenden Politiker, spielen gefährliche Spielchen mit persönlicher Eitelkeit und sogenannter Partei-Disziplin, anstatt schlicht und einfach ihre Arbeit zu machen – für die sie von uns gewählt sind und von uns bezahlt werden, und zwar gar nicht mal schlecht.
Ich glaube nicht, daß es um unser Land so schlecht steht, wie es im Moment den Anschein hat, bzw. wie es manch einer in düsteren Bildern herbei deklamiert. Ich glaube eher, daß hier – um den Preis der Glaubwürdigkeit von Politik und einer gemeinsamen Vision des Zusammenlebens – der politische Gegner diffamiert und möglichst persönlich diskreditiert werden soll. Auch das ist ein gefährliches "Spiel", denn niemand vermag zu sagen, ob "die Geister die ich rief" am Ende noch zu beherrschen sind.
Was bleibt also? Was kann man tun? Was kann ich tun?
Auch wenn die Kunst, spätestens seit der Pandemie, offiziell an Relvanz verloren hat, vielfach nur als angenehme Randerscheinung, nicht mehr aber als notwendige Instanz für die Betrachtung und Interpretation von Leben und Gesellschaft gesehen wird, so ist sie doch für mich immer noch und immer mehr der RAUM, in dem ich für mich die Dinge versuchen kann zu deuten. Ein Raum, der Ambivalenz zuläßt, der nicht nach absoluten, plakativen Antworten verlangt, der scheinbar Widersprüchliches zusammen bringt und so die tieferen Dimensionen des Seins ausleuchten kann.
Man kann es Eskapismus nennen, aber ich verweigere mich der Vereindeutigung und Kathegorisierung einer Welt, die nur noch Null und Eins, Ja oder Nein, Dafür oder Dagegen, Daumen hoch oder runter kennt. Die Grundformel einer guten Unterhaltung, das "... ja, aber ..." wird inzwischen zum "Whataboutism" heruntergeredet.
Und doch bleibt das "... ja, aber ..." eine Grundvoraussetzung dessen was ich mache. Die Musik, die Kunst, die mich bewegt, birgt in jeder Aussage eine neue Frage, in jeder Feststellung eine weitere Dimension, eine neue Ebene, die es zu erforschen gilt.
Unser Dasein, unsere Umwelt, alles was uns umgibt, vom winzigsten Teilchen bis hinaus ins unendliche Universum, ist so komplex und erfurchtgebietend vielfältig, daß sich jede belanglose Vereinfachung verbietet.
Das ist es, was mich antreibt und dem ich – auf meine bescheidene und limitierte Weise – versuche gerecht zu werden.
Auf zu neuen Projekten, neuen Klängen, neuen Schwingungen und Konstellationen!
Euer Martin